Montag, 7. Dezember 2009

Ultrarechte Isrealis getarnt als Ärchologen, vertreiben Bewohner Palästiners

Man stelle sich nur einmal vor, in Deutschland käme eine Volksgruppe daher und fängt am Bundeskanzleramt an, los zu graben, weil  dort die "deutsche Bundeslade" vermutet wird. Da unsere Politiker moralisch korrumpiert sind, sehe ich da nicht das Hindernis, aber was wenn sich hier der normale Bürger im Wege steht...

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Sendeanstalt und Sendedatum: SWR, Sonntag, 22. November 2009

Sie schürfen nach der legendären Stadt des biblischen Königs David. Sie, das sind Archäologen und jüdische Traditionalisten und sie graben in einem Viertel in Ost-Jerusalem, das von Palästinensern bewohnt wird. Aber sie graben nicht nur, sie vertreiben auch palästinensische Einwohner, um selbst das Viertel zu besiedeln. Ein faszinierendes archäologisches Projekt wird so zu einem aktuellen Abbild des israelisch-palästinensischen Konfliktes.

„Silwan – wir werden dich nie verlassen, wir sind tief in dir verankert. Deine Liebe für uns lässt uns für Dich durchs Feuer gehen.“
Nein, diese arabischen Kinder singen kein Liebeslied. Es ist ein Bekenntnis zu ihrem Stadtteil Silwan. Silwan liegt in Ostjerusalem. Silwan ist arabisch. Aber immer mehr Juden ziehen hierher.
In diesem Zelt protestieren die arabischen Anwohner von Silwan gegen die Zerstörung ihrer Häuser und ihrer drohenden Vertreibung. Mussa Odi ist einer der arabischen Anwohner von Silwan. Auch seine Zukunft hier ist fraglich geworden. „Das war unser Land bevor die Besatzungsmacht 1967 kam“, erzählt er. „Ich aber wurde schon 1957 hier unter einem Feigenbaum geboren. Für uns ist das Land wie eine Mutter und niemand verrät seine Mutter, es sei denn er wäre ein Bastard.“

Graffiti im Stadtteil Silwanlupe Bildunterschrift: Graffiti im Stadtteil Silwan ]
Mussa Odi führt uns durch die engen Gassen von Silwan. Überall an den Wänden Graffiti, die den Kampf der Palästinenser um ihre Unabhängigkeit darstellen. Mussa zeigt uns sein Haus, das die Israelis wie so viele andere hier abreißen wollen. Mit fadenscheinigen Begründungen, wie er betont. „Ihre Ausrede ist, wir hätten keine Baugenehmigung gehabt. Doch das ist eine Lüge“, sagt er. „Sie wollen alles abreißen, weil hier die Gärten von König David gewesen sein sollen. Den Juden sind offensichtlich Gärten wichtiger als Menschen.“

Jerusalemlupe Bildunterschrift: Jerusalem ]
Worum geht es? Am Fuße des Tempelbergs, wo heute die Al-Aksa Moschee und der Felsendom stehen und einst der jüdische Tempel, liegt der Stadtteil Silwan. Auf Hebräisch heißt er Shiloach. Shiloach aber gehört zum Kern des jüdischen, biblischen Jerusalem. Zum Kern der Davidstadt. Seit 2003 wird hier intensiv ausgegraben. Jährlich kommen über eine halbe Million Touristen. Was hier gefunden wird, entspricht den Angaben des Alten Testaments. Der arabische Stadtteil Silwan soll mittels der Archäologie seine jüdische Geschichte wiederbekommen.

Gichon-Quellelupe Bildunterschrift: Gichon-Quelle ]
Was man dabei auch unterirdisch entdeckt hat, ist für religiöse Menschen, Juden zumal, beeindruckend. So fand man die Quelle Gichon wieder. Der jüdische Touristenführer Avinoam Breuer sprüht vor Aufregung. „König David hat sein Volk hierher zur Gichon-Quelle zusammengerufen. Vor 3000 Jahren hat König David hier Salomon zum König gesalbt. Salomon, der König von Israel. Der Hohepriester Zadok, Nathan, der Prophet, sie alle sind hierher gekommen zu der Quelle von Gichon“, erklärt der Touristenführer.
Heute kommen die jüdischen Siedler hierher, um König David und König Salomon ganz nahe zu sein. Und das ist das Problem. Sie übernehmen, Schritt für Schritt die Häuser der Araber hier. Sie kaufen sie für viel Geld einfach auf, verdrängen sie. Und machen ihnen das Leben zur Hölle.

Israelische Siedlerlupe Bildunterschrift: Israelische Siedler ]
Die Araber, die noch da sind, erzählen uns nur bei abgeschalteter Kamera, wie sie von den Siedlern drangsaliert und belästigt werden. Und wie sie diejenigen Nachbarn hassen, die ihre Häuser an die Siedler verkauft haben. Er ist einer, der nicht bereit ist, wegzugehen. Sameer Shabani. Er wohnt direkt neben dem Eingang zur Davidstadt und muss sich seinen Weg durch die Touristenmassen bahnen.
Nicht einmal in seinem kleinen Garten findet er ein Stückchen Abgeschiedenheit. Wollte man auch sein Haus kaufen?
„Es gab Angebote, ja. Gleich nachdem mein Vater starb. Aber wir bleiben“ zeigt er sich entschlossen. Die lukrativen Angebote in Millionenhöhe hat er abgelehnt.

Hinter diesen Angeboten, ebenso wie hinter den Ausgrabungen steckt eine ultrarechte Siedlerorganisation. Sie heißt ILAD. Auf ihrer Webpage empfängt uns schnulzige Musik und eine Computeranimation, die zeigt, wie Silwan zur Zeit des jüdischen Tempels vor mehr als 2000 Jahren aussah. Die jüdischen Pilger gingen stets von Silwan aus hoch zum Tempel. Mehrere Anfragen für ein Interview waren vergeblich. So versuchten wir einfach unser Glück. Das Hauptbüro von ILAD fanden wir nur auf Nachfragen in diesem Jerusalemer Haus. Kein Schild weist darauf hin. Wir klingeln einfach. Und siehe da – das Tor geht auf und ein Mitarbeiter von ILAD ist tatsächlich bereit, mit uns zu reden. Und wir fragen ihn, wie er das sieht mit den Ausgrabungen und der Häuserübernahme. „Wann immer der Staat nicht agiert, springen Stiftungen wie wir ein und übernehmen wichtige Aufgaben wie hier“, sagt Udi Ragones von der ILAD Organisation. „Wir haben es auf uns genommen diesen völlig vernachlässigten Stadtteil auf ein völlig neues Niveau zu bringen, so dass alle nur noch staunen.“

Ausgrabungsstättelupe Bildunterschrift: Ausgrabungsstätte ]
Mit anderen Worten: Man nimmt das Recht in die eigenen Hände, der Staat schaut zu, mehr noch: er lässt es zu. Damit können sich viele Israelis nicht abfinden, wie hier, diese Gruppe. Unabhängige israelische Archäologen bieten alternative Führungen an, um zu zeigen, was hier eigentlich geschieht.
So glaubt der Archäologe Yoni Mizrachi, dass ILAD die Ausgrabungen nur als Rechtfertigung für ihre Siedlungspolitik benutzt. „Sie graben nur jüdischen Funde aus und sagen: Dieser Ort ist wichtig für das jüdische Volk. So können die Israelis dann sagen: Es ist OK, wenn hier gesiedelt wird.“

So will ILAD jetzt den Pool von Shiloach ausgraben. Hier wuschen sich die jüdischen Pilger ehe sie zum Tempel hochgingen. Hier hat Jesus einen Blinden geheilt. Doch während unten biblische Geschichte gefunden wird, wird oben arabische Gegenwart zerstört. Wir sind noch mal mit Mussa unterwegs. Er zeigt uns ein Haus, das von den Behörden abgerissen wurde, weil der Bau angeblich illegal war. Tatsächlich sollen hier Parkplätze für Touristenbusse entstehen. Mussa ist voller Hass auf die Juden. „Hier sind noch die Kleider, die wir nicht rausholen konnten. Hier ist der Ofen. All das ist hier mitten in den Ruinen. Es ist tragisch. Die Badewanne. Alles zerstört. Die Juden sind Kriminelle. Aber was können wir schon tun. Nichts….“

Autor: Richard C. Schneider, ARD Tel Aviv

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